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Datum: 22.05.2019

Projekt »Fachkräftepotenzial Stille Reserve« mit Abschlusstagung beendet

Was brauchen Frauen für einen gelungenen Wiedereinstieg ins Berufsleben? Wie nutzen Unternehmen das Potenzial der so genannten stillen Reserve? Mit diesen und weiteren Fragen haben sich die Städte Braunschweig und Wolfsburg, das Jobcenter des Landkreises Peine und der Landkreis Wolfenbüttel, die Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar und die Allianz für die Region GmbH zwei Jahre lang intensiv beschäftigt. Sie analysierten Ausgangssituationen, führten Befragungen durch und organisierten Netzwerktreffen sowie Coachings und Workshops. Außerdem brachten die Beteiligten auf diversen Veranstaltungen Arbeitgeber und potenzielle Berufsrückkehrerinnen zusammen. Ziel des Projekts „Fachkräftepotenzial Stille Reserve“ war es, mit dem Fachkräftebündnis Südostniedersachsen das Potenzial der stillen Reserve zu aktivieren, potenzielle Arbeitskräfte zu motivieren und für den regionalen Arbeitsmarkt zu gewinnen. Gestern wurde das Projekt mit einer Abschlusstagung im Haus der Wissenschaft in Braunschweig offiziell beendet und die Arbeit der Projektpartner gewürdigt. Sie nutzen die Erkenntnisse und Impulse nun für ihre weitere Arbeit am Thema Wiedereinstieg ins Berufsleben.

Menschen aus der so genannten stillen Reserve stellen ein ungenutztes Potenzial auf dem Arbeitsmarkt dar. Dabei handelt es sich überwiegend um Frauen, die sich der Kindererziehung oder einer Pflegetätigkeit widmen. Aufgrund vergleichbarer Problemlagen gehören auch Alleinerziehende zur Zielgruppe des Projekts. Sie sind in den Jobcentern zwar erfasst, der Arbeitsmarkt bietet ihnen jedoch oftmals keine oder nur unzureichende Beschäftigungsmöglichkeiten.

„Die Wiedereinsteigerinnen verfügen über ein hohes Bildungsniveau und die Mehrheit möchte mindestens 20 bis 30 Stunden wöchentlich arbeiten, um etwas für sich zu tun und sich weiterzuentwickeln. Die meisten Frauen sind jedoch seit über drei Jahren nicht mehr berufstätig“, sagte Britta Steinkamp, Projektleiterin „Fachkräftepotenzial Stille Reserve“ bei der Allianz für die Region. Je länger die familienbedingte Pause, umso höher die Unsicherheit in Bezug auf einen bevorstehenden Wiedereinstieg. „Rund 400 Frauen haben wir während der Projektlaufzeit erreicht, etwa 200 Beratungsgespräche geführt und mit 100 Frauen den speziell für die Zielgruppe entwickelten Coaching-Prozess durchlaufen“, sagte Andrea Wiencke von der Allianz für die Region, die rund 80 geladene Gäste im Saal begrüßte.

Viele Kooperationspartner brachten ihre Ideen in das Projekt ein und trugen so zum Erfolg bei, zum Beispiel die Gleichstellungsbeauftragten der Kommunen, die Beauftragten für Chancengleichheit und Wiedereinstiegsberaterinnen der Agenturen für Arbeit und der Jobcenter sowie die regionalen Koordinierungsstellen.

Das Projekt zeige einen Lösungsweg auf, von dem Fachkräfte und Unternehmen profitieren, betonte Dagmar Duprée vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung in ihrem Grußwort. Erst durch die Zusammenarbeit aller relevanten Akteure sei es möglich, innovative Wege zu beschreiten. Dieses Projekt stehe für eine umfangreiche und erfolgreiche Zusammenarbeit von zahlreichen Netzwerkpartnern, die beispielsweise die Öffentlichkeitskampagne „Motivation W“ entwickelten.

In einer Gesprächsrunde diskutierten dazu beteiligte Frauen und Unternehmer. Sie thematisierten abschließend, wie sie den Prozess des Wiedereinstiegs empfunden haben, wie sich die Unternehmenskultur verändern muss und welche Angebote in der Projektphase besonders hilfreich waren. Die Kampagne kam bei den Frauen sehr gut an und motivierte viele, sich langfristig zu beteiligen: „Schon die vielen kleinen Sprüchlein und originellen Aufforderungen machten es mir leicht mich anzumelden. Es war für mich als ob ich persönlich angesprochen werde“, berichtet eine Teilnehmerin. „Schön, dich zu sehen!“ oder “Gut, dass du da bist!“ sind nur zwei Slogans aus der Kampagne, die positiv wahrgenommen wurden.
Zum Abschluss des Projekts erhielten die Teilnehmer noch Impulse von zwei Referentinnen: Was Frauen für einen gelungenen Wiedereinstieg brauchen, thematisierte Uta Meier-Gräwe, Professorin an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Was der Staat und Unternehmen für den Balanceakt tun können, erläuterte Professorin Aysel Yollu-Tok, Mitglied der Sachverständigenkommission für den Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung.

Das Auftragstheater „Fool-Tool“ brachte die Erkenntnisse, Erfahrungen und Herausforderungen rund um das Thema des beruflichen Wiedereinstiegs während der Tagung auf amüsante Weise immer wieder auf den Punkt. So zum Beispiel auch das Fazit der Projektpartner: Der Wiedereinstieg ist ein längerer Prozess und kein punktuelles Ereignis. Die Frauen finden keine passenden Stellen und suchen Beratung zur Orientierung auf dem Arbeitsmarkt, in der gemeinsam die Einordnung ihrer Kompetenzen und fachlichen Fähigkeiten in den Arbeitsmarkt erarbeitet werden. „Diese Erkenntnisse sind prinzipiell nicht neu. Das Besondere an unserem Projekt war die Form der Ansprache, mit der wir in der Region mehr Frauen erreicht und motiviert haben, als bisher möglich“, resümierte Projektmitarbeiterin Anne Kuck.

Quelle: Presseinformation Allianz für die Region GmbH